



Nizwa ist eine kleine und feine Stadt mit einer beeindruckenden Festung, die als besonders gut erhalten gilt. Sie steht mitten
im Stadtzentrum, flankiert von einer Moschee und dem Souk. Schon von Weitem
erkennt man den gewaltigen Festungsturm des Forts.
Wir streifen durch die Gassen und Hallen des Souk, wo Gewürze, wie Safran oder
Rosenwasser, Fisch und Fleisch aber auch Tonkrüge, Silberkunstwerke, Geschirr
und Souveniers angeboten werden. Wir können in Ruhe dort spazieren und uns mit
den Händlern unterhalten, sehr freundliche Menschen. Keine Spur von
aufdringlichen und anbiedernden Geschäftsleuten, sondern ganz in Ruhe treibt
man hier sein Geschäft im Wissen, dass nur jener Kunde kauft, der sich in Ruhe
und unbehelligt entscheidet.
Unser Zimmer, es ist eigentlich kein Zimmer, sondern eine ganze Wohnung, weil
so groß, liegt sehr günstig am Rande des Souk. Zum ersten Mal haben wir einen
kleinen Balkon, den wir morgens zum Frühstücken und auch gerne abends zum Gin
Tonic trinken geniessen. Wir waren ja zwei Nächte dort, also konnten wir uns
dort so richtig wohl fühlen. Eine Salsa-Bar haben wir aber vergeblich
gesucht!
Irgendwann gehts aber wieder los und wir machen uns auf den
Weg Richtung SüdOsten des Landes. Unser Ziel für heute ist, das Desert Camp
inmitten der Wüste zu erreichen. Zugegeben, bisher hatten wir noch überhaupt
kein bisschen Sand gesehen, da ist es kaum vorstellbar, riesige Sanddünen zu
finden.
Davor allerdings nehmen wir Kurs auf einen ganz besonderen Ort, den schon
Prominente, Adelige, ja sogar Könige besucht haben. Die Rede ist von einem
Hochplateau, das weit über die Grenzen des Landes bekannt ist, der Jebel
Akhdar!
Noch nie was davon gehört???
Dann muss man sich schon die Frage gefallen lassen, ob man noch am
aktuellen Stand des geografischen Allgemeinwissens ist! Also, wir hatten es um
ehrlich zu sein, noch nie vorher gehört!
Das Plateau ist wegen seinen kühlen Temperaturen und seiner spektakulären
Aussicht beliebt. Um dahin zu gelangen muss man sich aber durch eine
Militär-Strassensperre buxieren, dort wird auch akribisch genau kontrolliert,
ob man auch ein allradfähiges KFZ lenkt. Ich verstehe das nicht, immerhin
handelt es sich um eine ausgebaute Strasse, muss wohl am Steilheitsgrad liegen.
Ob der Allrad da hilft? Die Strasse, teilweise dreispurig ist aber echt steil
und die Kehren haben es auch in sich. Wird schon was dran sein, an der
Allradverpflichtung.
Oben dann finden wir, Google sei dank, eine wirklich sensationelle und vor
allem unerwartete Aussicht in die Tälerlandschaft rund um dieses Bergmassiv. An
den steil (schon wieder steil!) abfallenden Hängen wurden Terrassenfelder
angelegt, was uns sehr an jene auf Bali erinnern, wenn auch nicht so grün. Wie
wurden diese Felder angelegt? Wohl nur unter Lebensgefahr.
Wir finden auch einen netten Cache, der uns ein wenig mehr die Geschichte dieses Massivs näher bringt. Der Fundplatz befindet sich direkt neben einem Flugzeugfriedhof, das finde ich spektakulär. Die Fragmente des Jagdflugzeugs befinden sich unweit der Strasse zum dortigen Flughafen, den auch schon Lady Di verwendet haben dürfte. Ursache des Crashes in den 70er Jahren war tatsächlich eine kriegerische Auseinandersetzung mit aufständischen Einwohnern am Berg. Am Ende konnte der Aufstand niedergeschlagen werden und das Land wieder geeint werden. Aus diesem Gesichtspunkt hat die Personenkontrolle am Fusse des Berges eine neue Dimension.
Nach den obligatorischen Fotos gehts wieder runter ins Tal, wo wir den Chef des Desert Camps an einer Tankstelle treffen sollen. Naser, so sein Name, trudelt gemütlich mit seinem Land Cruiser ein und will uns den Weg weisen. Zunächst geht´s über eine Nebenstrasse, dann eine Schotterpiste entlang und dann sehen wir die glühend roten Sanddünen, die sich unwirklich neben Wohnhäusern und Palmenwäldchen auftürmen. Naser gibt Gas, wir überholen eine kleine Kamelgruppe, wir, hinter ihm, fahren nur dem dichtesten Staub nach. Es geht weiter Richtung Westen, mitten in die Dünen hinein. Renate ist am Steuer mit dem sturen Willen, Naser nicht zu verlieren und nimmt dafür in Kauf, den kompletten Fahrkomfort, den der Wagen auf normalen Strassen bietet, aufzugeben.
Nun aber kommt der erste Anstieg, Naser bleibt stehen und schlendert beschwingt zu uns rüber. Ob wir etwas Luft aus den Reifen entweichen lassen sollen, um am Sand besseren Gripp zu haben? Er verneint, meint aber, ich solle seinen Wagen steuern und er übernimmt unseren Wagen. Renate und ich sind verwirrt, folgen aber seinem Vorschlag und ich schlurfe rüber zum Toyota. Er ruft mir noch nach, ich solle im ersten Gang langsam hoch fahren. Ob mir meine Geländeausbildung beim Bundesheer im Angesicht dieser Düne von Vorteil ist? Wir werden sehen. Naser nimmt den Berg in Angriff, nimmt Anlauf, rast an mir vorbei und,... ja... schaut gut aus,.... na, wird brenzlig,.... viel Sand...Stillstand!!! Ohje, das ist kein guter Vorbote, er legt den Rückwärtsgang ein und kommt zurück. Ich bin dran und mache es ihm gleich, nehme Anlauf, schalte aber auf den zweiten Gang hoch, was sich im Rückblick nicht als sehr nützlich erweist und auch für mein Scheitern verantwortlich ist. Der zweite Versuch verläuft ähnlich, Naser will nicht aufgeben, ich noch weniger. Es muss was anderes her, ich gehe rüber zu unserem Wagen und rede mit Renate auf ihn ein, doch die Luft raus zu lassen. Renate erzählt mir später, dass er eigentlich nicht viel mit dem automatikbetriebenen Wagen anfangen kann. Er folgt uns dann aber doch, lässt Luft raus, nimmt wieder Anlauf und siehe da, er schaffts!!! Erfolg! Ja, schön, und ich??? Ich bin ja noch mit seinem riesigen Wagen unten, zumindest kann ich jetzt erkennen, wohin der Weg überhaupt geht. Also, los, Hannes, Du schaffst das! Der Plan: Anlauf, Vollgas, Vollgas, Vollgas und dazwischen lenken und wieder Vollgas.
Das Camp liegt wirklich ganz nett in einem weitläufigen sanften Tal, umgeben von Dünen, Sand und Dünen. Wir müssen uns aber beeilen, Naser drängt uns, Renate hat kaum Zeit fürs Klo. Er macht mit uns noch eine Wüstentour, diesmal lenkt er den Land Cruiser und ich bin entsetzt, in welche hochtourigen Gefilde er den Motor drehen lässt, der seinerseits gutmütig alles hinnimmt, was der Lenker in ihm reinpumpt. Dieses Wissen hätte mir bei meinem ersten Dünenversuch einen eklatanten Vorteil gebracht!
Gleich hinter dem Camp spielt Naser sich mit den Dünen, lenkt den Wagen fast senkrecht runter und wieder hoch, Renate und ich fühlen uns, wie in der Achterbahn, rauf, runter, Naser lässt voll die Sau raus, echt lustig. Wir beobachten dann noch Kamele, einen Wüstenechse, bis wir den Sonnenuntergang vom Hügel aus genießen. Naser genießt ihn nicht wirklich, er hat es geschafft, den Wagen fest zu fahren und versucht ihn nun herauszuschaukeln. Pure Romantik kommt angesichts des Motorenlärms zunächst nicht wirklich auf. Als er es dann doch schafft, ist die Sonne unten und wir fertig mit Fotos schießen.
Im Camp bekommen wir noch leckeres Abendessen und lassen den Tag bei einem gemütlichen Drink auf der mit Teppichen ausgelegten Terrasse unter dem wunderbaren Sternenhimmel ausklingen.